Das Bärbeletreiben im Oberallgäu beginnt mit Einbruch der Dunkelheit am 4. Dezember. Sie sehen wild aus und sie sind wild. Symbolisch fegen sie den Schmutz weg. Fegen den Unrat aus Haus und Hof. Müttern und kleinen Kindern schenken sie Nüsse und Süßes. Aber, wer sich den Bärbele in den Weg stellt, bekommt Hiebe. Sie sind nicht so wild wie die Klausen am Tag danach, aber es kann auch wehtun. Die Bärbele sind ein faszinierender Brauch, der tief in der Geschichte und Kultur des Allgäus verwurzelt ist. Sie verbinden altes Brauchtum mit der Natur und dem Gemeinschaftsleben und bieten jedes Jahr ein besonderes Spektakel.
Die Bärbele schlüpfen in alte Kleider, oft in den Arbeitskitteln und zerrissenen Schürzen ihrer Großmütter. Sie tragen wilde Masken, die mit Moos, Flechten oder Tannzapfenschuppen verziert sind, um ein möglichst unheimliches Aussehen zu erzielen. Die Verkleidung mit Naturmaterialien und das Treiben in der Natur unterstreichen die Verbindung des Brauchs zur Natur und den Jahreszeiten.
Jedes Jahr am Barbara-Tag verkleiden sich junge Frauen, als alte Weiber. Bärbele sind eine besondere Erscheinung im Allgäuer Brauchtum, die vor allem am 4. Dezember, dem Gedenktag der heiligen Barbara, dem Barbaratag, auftauchen. Sie gilt als Schutzpatronin der Bergleute und wird auch als Wetterheilige verehrt. Die Wahl dieses Datums für den Bärbele-Brauch könnte eine Verbindung zur Natur und den Jahreszeiten herstellen, da der Winter zu dieser Zeit beginnt und die Menschen sich auf die dunkle Jahreszeit vorbereiten.
Die hl. Barbara ist katholisch, aber das wilde Bärbeletreiben ging nicht aus dem katholischen Glauben hervor. Wie so viele gute Bräuche im Allgäu ist auch das Bärbeletreiben keltischen Ursprungs. Unsere Vorfahren, die Kelten, das waren die wilden Gesellen. Und weil wir Allgäuer uns nur sehr zäh auf „Neues“ einstellen, haben wir den keltischen Brauch einfach mit ins Katholische gezerrt. Es wird vermutet, dass die Bärbele ursprünglich dazu dienten, böse Geister und Dämonen zu vertreiben und so die Menschen und ihre Häuser vor Unglück zu schützen.
… und die Klausen?
Nach den Bärbele treiben die Klausen ihr Unwesen. Jedes Jahr, wenn der Winter Einzug hält, ziehen die „Klausen“ Burschen in der Regel am Vorabend des St. Nikolaus-Tages (6. Dezember) lärmend und verkleidet durch die Dörfer und Städte im Allgäu. Als furchterregende Gestalten in prachtvollen, oftmals handgefertigten Kostümen und mit bedrohlich klingenden Glocken und Masken ausgestattet, sorgen sie für Gänsehaut und Staunen. Es ist ein aufregendes Spektakel, bei dem sich traditionelles Brauchtum mit festlicher Stimmung vereint. Ursprünglich sollte das Klausentreiben die bösen Geister vertreiben und die Menschen für das neue Jahr schützen.
Das Klausentreiben ist nicht nur ein Brauch, es ist ein echtes Abenteuer für alle Sinne! Die knarrenden Holzmasken, die riesigen Hörner und das dröhnende Lärmen der Glocken machen die Atmosphäre unverwechselbar. Du wirst Zeuge einer lebendigen Tradition, die in ihrer Einzigartigkeit nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische immer wieder in ihren Bann zieht.
Es sind nicht etwa böse Geister, die von den jungen Burschen am Abend des 6. Dezember, dem St. Nikolaus-Tag, in den Straßen von Oberstdorf gejagt werden. Die Verkleideten haben es mehr auf vorwitzige junge Mädchen und allzu neugierige Zuschauer abgesehen, die auch schon mal eine kräftige Abreibung mit Schnee oder mit der Rute riskieren. Dass das Lärmen und Jagen im Rahmen bleiben, dafür die Gebirgstrachten- und Heimatschutzvereine der einzelnen Gemeinden.
Typisch für die Verkleidung der Klausen sind die so genannten "Klöüsegrind" und "a Rüete", die sie in der Hand tragen. Sie tragen Verkleidungen aus Fell mit ebensolchen Masken und laut lärmender Schellen an ihren Gürteln.
Das traditionelle Gebäck zum Klausentag sind heute "Laible" und "Klausenmändle". Auch sie werden gerne mythologisch interpretiert als Sonnenrad und Naturgottheit, deren Kraft mit dem Essen übertragen werden soll. Die christliche Tradition, die mit diesen Gebäckstücken verbunden war, ist wohl heute vergessen. Mürbes Gebäck oder Lebkuchen in Form des Bischofs Nikolaus oder mit seinem aufgeklebten Bild waren noch um 1910 in vielen Orten übliche Geschenke zum Nikolaustag. Die Paten und Patinnen haben sie an ihre Schützlinge ausgeteilt.
Die besten Orte, um dieses außergewöhnliche Spektakel zu erleben, findest du im Herzen des Allgäus, in malerischen Dörfern wie Fischen, Oberstdorf, Bad Hindelang und Burgberg. Auch in Sonthofen und Immenstadt kannst du das Klausentreiben aus nächster Nähe miterleben und tief in die regionale Kultur eintauchen.
Am 2. Adventssonntag fährt der Heilige Nikolaus wieder mit seinem großen Ballon und den Wunschzetteln vieler Sonthofer Kinder für das Christkind gen Himmel und wird dabei von allen Klausen verabschiedet. An diesem Tag muss niemand mit Schlägen rechten und die Klausen sind allen ganz lieb. Die kleinen Besucher können beim Christkindles-Postamt ihre Wunschzettel abgeben, die die Engel dem Nikolaus für das Christkind mitgeben.
Dabei sein ist alles! Warum also nicht gleich mehrere Tage im Allgäu verbringen, um das Bärbele- und Klausentreiben und viele andere Winterhighlights zu genießen? Die Region bietet alles, was das Herz begehrt: Schneebedeckte Berge, idyllische Wanderwege und natürlich die berühmte Allgäuer Gastfreundschaft. Nach einem aufregenden Tag voller Tradition und Abenteuer kannst du die regionale Küche mit Spezialitäten wie Kässpatzen oder Allgäuer Nocken genießen und danach in unserem gemütlichen Chalet den Tag ausklingen lassen.
Mehr Infos zu Events & Veranstaltungen findest Du im Veranstaltungskalender von Alpsee-Grünten